Ortsentlastungsstraße in Hunteburg?
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- Kategorie: Straßenbau
- Veröffentlicht am Montag, 16. Mai 2011 16:00
- Geschrieben von Münever Stucke
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Grüne gegen Ortsentlastungsstraße in Hunteburg
Die Grünen in der Gemeinde Bohmte sprechen sich gegen den Bau einer Ortsentlastungsstraße in Hunteburg aus. Nachdem in den vergangenen Monaten vom Planungsbüro SHP verschiedene Möglichkeiten für eine Entlastung des Ortskerns entwickelt wurden, sind wir zu dem Ergebnis gelangt, dass keine dieser Varianten eine befriedigende Lösung darstellt.
Stattdessen müssen in den kommenden Jahren die begrenzten finanziellen Mittel der Gemeinde Bohmte im Hunteburger Ortskern investiert werden. Vorrang haben Maßnahmen, die zu mehr Verkehrssicherheit führen (Querungshilfen, Zebrastreifen), die den Verkehrsstrom verlangsamen (Kreisverkehre, Tempolimits) und die den Fahrradverkehr sicherer und attraktiver machen (von der Fahrbahn abgetrennte Fahrradstreifen). Bis zu 40 Prozent der dabei anfallenden Kosten würde das Land Niedersachsen als Zuschuss aus dem Dorferneuerungsprogramm beisteuern. Den Bau einer Entlastungsstraße müsste die Gemeinde dagegen komplett über neue Schulden selbst finanzieren.
Damit die Verkehrsbelastung durch den Schwerlastverkehr nicht noch einmal sprunghaft ansteigt, muss weiter alles getan werden, um den geplanten Kiesabbau im Schweger Moor zu verhindern. Die Grünen haben sich dafür im Gemeinderat auf Kreis- und Landesebene eingesetzt und werden dies auch in Zukunft tun.
Außerdem fordern wir eine Reaktivierung der Wittlager Kreisbahn von Bohmte bis ins Schwegermoor. Mit der Stadt Damme, die ebenfalls unter dem Schwerlastverkehr leidet, sollte ferner über eine Verlängerung der Bahntrasse in das Dammer Industriegebiet verhandelt werden. Die Wittlager Kreisbahn könnte im Verbund mit dem geplanten Kanalhafen in Leckermühle dazu beitragen, zumindest einen Teil des Schwerlastverkehrs auf Schiene und Wasserstraßen zu verlagern. Natürlich wird das allein die Verkehrsprobleme in Hunteburg nicht kurzfristig lösen können, doch wenn an vielen Orten in Deutschland der Schienenverkehr und die Vernetzung von Bahn und Wasserstraße gefördert werden, verbessert das die Wettbewerbsfähigkeit der Systeme Bahn und Binnenschiff gegenüber dem LKW.
In zwei Ortsteilwerkstätten sowie in einer gemeinsamen Sitzung des Ortsrates Hunteburg und des Wegeausschusses des Gemeinderates sind zuletzt verschiedene Möglichkeiten diskutiert worden, wie Hunteburg vom Schwerlastverkehr entlastet werden könnte. Grundsätzlich sind dabei zwei verschiedene Lösungsansätze vorgestellt worden: So genannte „ortsnahe“ und „ortsferne“ Entlastungsstraßen.
Bei der Beurteilung dieser Vorschläge haben wir uns an den Prinzipien der Nachhaltigkeit orientiert. Entscheidender Nachteil der ortsfernen Lösungen sind die dabei zwangsläufig entstehenden langen Trassen. Dies führt zu hohen Kosten, einem hohen Flächenverbrauch und zu erheblichen Eingriffen in die Natur. Zudem haben die ortsfernen Trassen nach Angaben des Planungsbüros SHP den Nachteil, dass sie für den Ortskern die geringsten Entlastungseffekte bringen. Wegen der hohen Kosten und des geringen Nutzens lehnen wir die ortsfernen Trassen ab. Mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit sind diese Vorschläge nicht zu vereinbaren, weil den kommenden Generationen enorme zusätzliche Schulden aufgebürdet sowie wertvolles Ackerland und die Lebensräume von Pflanzen und Tieren unwiederbringlich zerstört werden.
Die ortsnahen Trassen haben den Vorteil, dass sie kürzer und damit kostengünstiger sind. Der Nachteil ist, dass beim Bau ortsnaher Umgehungsstraßen zwangsläufig andere Hunteburger Opfer des Schwerlastverkehrs werden. Kurz gesagt: Wir würden den LKW-Verkehr von der einen Haustür zu einer anderen verlagern. Ein einfacher Blick auf den Ortsplan lässt erkennen, dass sich dieser Effekt aufgrund der Siedlungsstruktur in Hunteburg nicht vermeiden lässt. Es macht keinen Sinn, Millionenbeträge zu investieren, nur damit am Ende eine andere Gruppe von Hunteburgern leidtragende des LKW-Verkehrs ist.
Abschließend möchten wir darauf hinweisen, dass wir aus ähnlichen Gründen schon seit Jahren gegen die Ortsentlastungsstraße in Bohmte kämpfen. Wir fordern in Bohmte den LKW-Verkehr von der Leverner Straße zur Mittelanbindung der B51 zu lenken und das Projekt Shared Space schrittweise fortzusetzen.
Der Bau von Entlastungsstraßen führt letztendlich immer nur dazu, dass der LKW-Verkehr noch flüssiger durch unser Land fließt. Der SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel brachte dies schon 1972 auf eine griffige Formel: „Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten!“
In unserer Gemeinde gibt es in vielen Bereichen noch sehr viel zu tun, wie z.B. in der Kinder- und Jugendarbeit, im Umweltschutz, bei erneuerbaren Energien. Allzu häufig scheitert hier die Umsetzung an den angeblich fehlenden Haushaltsmitteln. Wir erachten es als dringlicher, hier zu investieren, als Hunderttausende in die Planung und dann möglicherweise Millionen Euro in den Bau neuer Straßen zu stecken.
Das Verkehrsproblem in Hunteburg muss intelligent und nachhaltig im Einklang mit Mensch UND Natur gelöst werden!